Granatapfel (Punica granatum)
„Rote Bänder sind deine Lippen, lieblich ist dein Mund. Dem Riss eines Granatapfels gleicht deine Schläfe hinter dem Schleier“ (Hld 4,3). Wegen ihres Samenreichtums und wegen der leuchtend roten Farbe galten die Früchte des Granatbaumes als Sinnbild für Lebensfülle, weibliche Schönheit und Fruchtbarkeit. Sein wissenschaftlicher Name lautet Punica granatum oder übersetzt: die samenreiche Frucht aus Phoenizien. Der Name ist abgeleitet von den Puniern, der römischen Bezeichnung für die phoenizischen Bewohner Karthargos. Die Purpurhändler brachten den Granatapfel in alle mediterranen Kolonien, so dass er von den Römern die Bezeichnung „Punischer Apfel“ erhielt.
Heute gehört der Granatapfel zu den Sträuchern die im gesamten Mittelmeerraum zu finden sind. Die auffallend rote Pracht des Granatapfels ist ein besonderer Farbtupfer unter den biblischen Pflanzen. Obwohl er als dicht verzweigter Strauch bekannt ist, kann er in günstigen Lagen bis zu zehn Meter hoch werden. Der Laub abwerfende Granatapfel bekommt im Spätfrühjahr ovale, hellgrün glänzende Blätter. An seinen Zweigenden entwickeln sich dann die wachsartigen, leuchtend roten Blüten, aus denen die Frucht entsteht. Diese beinhaltet die botanische Besonderheit des Granatapfels. Die zahlreichen Samen befinden sich in blassem, wässrigem Fruchtfleisch, die alle in ein eigenes Saftsäckchen eingebettet sind. Diese eigentümliche Struktur ließ ihn zum Fruchtbarkeitssymbol aufsteigen im gesamten Orient. Die harte, derbe Haut des Granatapfels enthält Gerbsäure und wird noch heute in Nordafrika zur Lederherstellung verwendet. Die hebräische Bezeichnung „rimmon“ war außerdem Bestandteil von Orts- und Personennamen.
Kein Wunder dass eine so schöne und nützliche Pflanze in der Bibel besonders häufig erwähnt wird. Die glockenförmigen Blüten sowie die runden Früchte, in Gold modelliert, säumten die Gewänder der Priester (Ex 28,33-34). Der Granatapfel gehört zur zentralen Verheißung des Gelobten Landes: „Ein Land mit Weizen und Gerste, mit Weinstock, Feigenbaum und Granatbaum, ein Land mit Ölbaum und Honig“ (Dtn 8, 8). Die Kundschafter, die Mose ausschickt, bringen auch Granatäpfel mit (Num 13,23). Die Wüste wird beschrieben als ein Land in dem es „keine Saat gibt, kein Weinstock und Granatapfel gedeiht“ (Num 20,5). Schon König Salomo schmückte seinen Tempel mit verschiedenen Formen von Granatäpfeln aus (1 Kön 7,13-22). Mehrfache Erwähnung findet der Granatapfel auch in dem erotischen Buch der Bibel, dem Hohenlied. Die Verliebten treffen sich in einem Park mit Granatäpfelbäumen, und auch die Braut wird hier mit einem Granatapfel verglichen, wie bereits eingangs erwähnt: „Ein Lustgarten sprosst aus dir, Granatbäume mit köstlichen Früchten, Hennadolden, Nardenblüten, Narde, Krokus, Gewürzrohr und Zimt, alle Weihrauchbäume, Myrrhe und Aloe, allerbester Balsam“ (Hld 4,13f).
Gegessen haben den Granatapfel bisher wohl nur wenige Menschen in unseren Regionen. Bekannt ist jedoch auch bei uns der Grenadine, der Granatapfelmost. Dieses Getränk aus der Zeit von König Salomo gehört noch heute zu den Köstlichkeiten, die seit Jahrtausenden aus dem Granatapfel hergestellt werden.
|