Das Passauer Land ist reich an Klöstern, Burgen und Schlössern. Bisher weitgehend unbekannt ist der Schatz der historischen Gärten, die mit diesen Bauwerken ein untrennbares Gesamtkunstwerk bilden. Der Glanz dieser vergessenen Gärten lässt sich heute oft nur noch auf historischen Stichen und Ansichten erahnen.
Die Kulturgeschichte des Passauer Landes ist geprägt von Passau als Sitz eines Fürstbischofs, der evangelisch-lutherischen Reichsgrafschaft Ortenburg, der österreichischen Grafschaft Neuburg und zahlreichen Klöstern im Kurfürstentum Bayern sowie den Flüssen Donau und Inn als bedeutende Handelsstraßen. Kunst und Kultur haben sich nie von Grenzen aufhalten lassen. Ein Austausch von Vorbildern und Ideen fand in allen Richtungen statt. Die Gartenkunst ist eines der Beispiele für solche Verbindungen in europäischem Maßstab und die Eröffnung kosmopolitischer Dimensionen. Die Passauer Region bildete in diesem Beziehungsgeflecht ein kulturelles Zentrum.
An der Neuburg lassen sich diese internationalen Bezüge in ganz besonderer Weise nachvollziehen. Graf Niklas von Salam II., am Hofe der Habsburger zuständig für die königliche Schatzkammer, setzte mit dem Umbau der mittelalterlichen Neuburg in ein Renaissanceschloss und den dazugehörigen Gärten Maßstäbe in der zeitgenössischen Architektur und Gartenkunst. Er legte damit den Grundstein für die Gartenkultur im Passauer Land.
Im Garten seines Bruders, Fürstbischof Wolfgang von Salim, in Hacklberg bereicherten bereits 1554 Zitruspflanzen neben anderen mediterranen Gewächsen die fürstbischöflichen Sammlungen. Die Sammelleidenschaft sowie die Lust am Exotischen und Besonderen dieser Goldenen Äpfel ließen zahlreiche Orangerien in den Klöstern und Adelshöfen der Region entstehen. Überwintert wurden die Gewächse sowohl ausgepflanzt in abschlagbaren Pomeranzenhäusern, wie auch in Gefäßen kultiviert in festen Orangeriegebäuden. Erst mit der Säkularisation und der Mediatisierung fand diese außergewöhnliche Kultur ein Ende. Das Wissen um den Reichtum an Gärten und ihre Orangerien im Passauer Land ist heute weitgehend verloren gegangen.
Bisher wurde die Geschichte der Gartenkunst in unserer Region nur schlaglichtartig bearbeitet., die noch vorhandenen Gärten erfuhren meist eine stiefmütterliche Behandlung. Die Verpflichtung zum Erhalt des kulturellen Erbes erfordert die Hebung dieses lange vernachlässigten Schatzes.
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