Regional angepasste Pflanzen
Nachfolgend finden Sie einen Überblick über die symbolische Auslegung bei der Auswahl der Pflanzen, die bei der Anlage der sechs Stationen im Moses Bibelgarten in Jägerwirth verwendet wurden.
Wasser bedeutet Leben – die zentrale Aussage der ersten Station „Tagaus, tagein, gebeugt ist unser Rücken“ bezieht sich auf das Leben der Israeliten in der ägyptischen Gefangenschaft. Der Nil spielte dabei eine zentrale Rolle, als Lebensspender und Schicksalsfluss zugleich. Weide, Schilfrohr, Teichbinse, Rohrkolben und Papyrus symbolisieren typische Uferbewohner in den Regionen des Heiligen Landes. Wasser ist Leben – es bedeutet in einer Region mit hohen Wärmegraden und saisonalem Wassermangel Überleben. Für Menschen in Wüstenregionen hatte Wasser vor 2000 Jahren die gleiche elementare Wirkung wie für uns Mitteleuropäer das wärmende Feuer. Die idyllische Flusslandschaft am Nil ist deshalb Ausgangspunkt für eine Entdeckungsreise zu einigen typischen Wasser- und Uferpflanzen.
Die zweite Station „Moses – geh“ bedeutete eine Herausforderung für die Ausgestaltung des symbolischen Charakters einer „botanischen“ Bibelauslegung. Wie gelingt es, eine Wüstenlandschaft visuell und gedanklich anzuregen – in unserer vom Regen verwöhnten Vegetation? Sukkulenten in einer kargen Landschaft umgeben einen Sanddorn. Dieser symbolisiert den brennenden Dornbusch, den Mose am Berg Horeb erblickt hat.
Sukkulenten-Landschaft: „Die Wüste blüht“! Wer die zweite Station des Moses-Bibelgartens betrachtet, für den wird dieser Ausspruch augenfällig. Sukkulenten sind Pflanzen mit fleischigen Blättern, die wenig Wasser brauchen und das wenige, das sie bekommen, hervorragend speichern können. Es handelt sich um saftreiche Pflanzen, die an besondere Bodenverhältnisse angepasst sind. Sie stammen zum Teil aus den Steppen, Halbwüsten und Wüsten, nicht nur aus der biblischen Region. Dieser botanische Spagat sei erlaubt, denn verschiedene Sorten der Aloe und Kakteengewächse eignen sich ausgezeichnet einen „wüstenähnlichen“ Charakter zu erzeugen.
Die dritte Station „Lasst das Brot ungesäuert“ erinnert uns an den Umgang mit frischem Gemüse und seinen Einfluss auf das tägliche Leben. In biblischer Zeit steht der Gemüsegarten für ein sesshaftes Leben der Menschen, im Gegensatz zu den vielen Nomadenvölkern der damaligen Zeit. Wo es eine Siedlung und genügend Wasser gab, da wurde Gemüse angebaut, denn es ermöglichte ein irdisches Dasein ohne Mangel und zugleich eine abwechslungsreiche Nahrung. Die meisten Bauern besaßen einen Acker, der die verschiedenen Gemüse für den Eigenbedarf lieferte. Dort finden wir auch als wichtiges zentrales Element den Zaun – damals wie heute mit Schutzfunktion. Ein Kräutergarten (z.B. Majoran, Löwenzahn, Petersilie), den die Kindergarten- und Schulkinder mit natürlichen Beeteinfassungen anlegen.Kräuter und Gemüse waren in der Antike die Vitaminspender. Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Linsen zählten zu den wertvollen Nahrungsmitteln, weil sie 30% Eiweiß und 55% Kohlehydrate enthalten.
Gartenliebhaber sind neugierige Menschen, die sich immer wieder an neuen, seltenen Pflanzen erfreuen. Deshalb präsentiert die vierte Station des Moses-Bibelgartens „Wir singen gern ein Loblied dem Herrn“ exotische Pflanzen wie Granatapfel, Dattelpalme und Pistazie. Sie lieben allesamt warmes, trockenes Klima, liefern besondere Früchte und sind in unserem Garten nur Sommerbewohner.
Das Brot, das vom Himmel kam – diese Geschichte fasziniert bis heute. Ein „menschlicher“ Erklärungsversuch ist, dass wahrscheinlich die Tamariske das Himmelsbrot „Manna“ lieferte, das auf die Erde fiel. Eine seltene Zistrose und verschiedene Aloe vera ergänzen das Umfeld der fünften Station. Die Tamariske lieferte wahrscheinlich das Himmelsbrot „Manna“, das vom Himmel fiel. Die Aloe war wegen ihres Duftes und ihrer Öles sehr gefragt; ihr bitterer Saft ist hautfreundlich, er wirkt antibakteriell und entzündungshemmend. Auch im Zeitalter der sekundenschnellen, weltweiten Kommunikation und mancher „Länder der unbegrenzten Möglichkeiten“ ist das laute Murren nicht verstummt. Manna, das Brot, das vom Himmel fiel – auch nach über 2000 Jahren ist es nicht gelungen alle Menschen auf der Erde mit Nahrung zu versorgen. Gerne würden Menschen selbst an der Vision vom grenzenlosen Manna für alle mitwirken – aber wäre es heute erlaubt mit Hilfe der Gentechnik „Mannapflanzen“ zu züchten? Wo sind die Grenzen?
„Das Land wo Milch und Honig fließen“ – in der sechsten Station des Moses-Bibelgarten heißt das: Wir sitzen im wohltuenden Schatten von Apfelbaum, Feige und Weinstock und erfreuen uns in dieser Station an einer üppigen Blumenpracht. Sie steht symbolisch für den Wohlstand der Menschen in der „ersten Welt“, ohne Hunger und Not.
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